Kiefer­gelenks­diagnostik:
Stimmt die Bisslage?

Der menschliche Kieferapparat ist ungemein stark. Hätten Sie es gedacht? Wenn Sie fest zubeißen, wirken mehr als 80 Kilogramm auf jeden Quadrat­zentimeter Ihrer Zähne. Zum Vergleich: Beim Wolf sind es nur knapp 60.

 

Stark und doch hochsensibel

Doch unser Kauorgan reagiert sehr empfindlich, wenn seine Symmetrie gestört wird: Die Kiefergelenke registrieren haarfeine Unebenheiten von wenigen Mikrometern. Jeder, der schon mal ein Haar zwischen den Zähnen hatte, kennt das.

Wenn die Zahnflächen beim Kieferschluss nicht perfekt ineinander­greifen, arbeiten die kräftigen Kaumuskeln krampfhaft gegen den „falschen Biss“ an. Auf die Dauer verändern die Gelenke ihre Stellung, das System gerät aus dem Gleichgewicht.

Diagnose: CMD

Eine veränderte Bisslage wird u.a. durch (angeborene) Fehlstellungen, Zahnverlust oder nicht perfekt passenden Zahnersatz verursacht. Das Problem: Wird die Ursache nicht behoben, weitet sich die Verspannung aus. Die Kiefermuskulatur steht in Verbindung mit den Gesichts-, Nacken- und Rückenmuskeln. Überall hier können rätselhafte Schmerzen und Beschwerden entstehen, die zuvor nicht da waren – bis hin zum Becken­schiefstand und einem scheinbar verkürzten Bein.

Dieses Krankheitsbild wird als cranio-mandibuläre Dysfunktion (CMD) bezeichnet. Neben den typischen CMD-Symptomen kann ein „falscher Biss“ aber auch Migräne, Tinnitus oder Schwindel verursachen. Tückisch: Diese scheinbar neurologischen Beschwerden werden oft nicht mit den Zähnen in Verbindung gebracht und falsch behandelt.

Computer­gestützte Funktions­analyse

Um eine gestörte Kiefer­gelenks­funktion erfolgreich zu behandeln, müssen wir die Verschiebung zwischen Ober- und Unterkiefer genau analysieren. Dazu verwenden wir ein computergestütztes System, den Freecorder® BlueFox. Das hochmoderne Messgerät zeichnet die Bewegungsabläufe des Kieferapparats digital auf und ermittelt die maximal entspannte „Nullstellung“ der Kiefergelenke. Hierfür sind keine Röntgenaufnahmen erforderlich.

Aus den gemessenen Werten errechnet der Computer ein virtuelles Modell. Die Ergebnisse werden am Bildschirm sichtbar – für die Diagnostik ein entscheidender Vorteil. Das Modell zeigt, wie die Zahnreihen bei geschlossenem Kiefer aufeinandertreffen (Okklusion).

Schienentherapie für den richtigen Biss

Anhand der Analysedaten erstellen wir bei Bedarf bis zu drei aufeinanderfolgende Aufbiss­schienen. Sie müssen über längere Zeit konsequent getragen werden, um die verschobene Bisslage nach und nach korrigieren zu können. Die Disziplin zahlt sich jedoch aus: Die schmerzhaften Verspannungen gehen zurück und verschwinden.